Verteidigung

Die Bayern-Chemie Gesellschaft für flugchemische Antriebe mbH ist das Kompetenzzentrum für Antriebssysteme innerhalb der MBDA, dem führenden Lenkflugkörpersystemhaus in Europa.

Als Partner der Bundeswehr und anderer europäischer Streitkräfte sind wir – so wie unser Mutterkonzern MBDA Systems – dem europäischen Gedanken verpflichtet.

Seit mehr als 60 Jahren entwickeln und produzieren wir Antriebssysteme und Gasgeneratoren für hochmoderne Lenkflugkörper und bringen unsere Fachkompetenz bei der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Staustrahl- und Raketenantriebstechnologie ein.

METEOR

Als weltweiter Technologieführer auf dem Gebiet der regelbaren Feststoff-Staustrahlantriebe hat die Bayern-Chemie den Antrieb des Luft-Luft-Lenkflugkörpers Meteor entwickelt und produziert diesen seit 2012 in Serie.

METEOR gehört zur nächsten Generation der sog. BVRAAMs (Beyond Visual Range Air-to-Air Missiles) und verschafft Kampfflugzeugen bahnbrechend neue Fähigkeiten im Luftkampf.

Die beeindruckende Leistungsfähigkeit beruht vor allem auf dem revolutionären Antriebssystem des METEOR, einem regelbaren Feststoff- Staustrahltriebwerk. Das Triebwerk treibt den Flugkörper bis zum Erreichen seines Gefechtsziels an, so dass der METEOR über die größte „No Escape-Zone“ aller momentan am Markt verfügbaren Luft-Luft-Lenkflugkörper verfügt.

Neben der konkurrenzlos hohen angetriebenen Reichweite bietet ein regelbarer Feststoff-Staustrahlantrieb zudem auch weitere Vorteile:

  • Durchschnittsgeschwindigkeit

    hohe Durchschnittsgeschwindigkeit.

  • Flexibilität

    hohe Flexibilität durch Schubanpassung an die Missionsanforderungen.

  • Flughöhenspektrum

    großes Flughöhenspektrum.

  • Robust und einfach

    robustes Design, einfache Handhabung und Wartung

ENFORCER

Für den Kleinflugkörper ENFORCER entwickelt die Bayern-Chemie ein robustes, einfaches und kostengünstiges Antriebssystem, welches seine Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit bereits in mehreren Testflügen unter Beweis stellen konnte.
Die Kostenvorteile für den Antrieb ergeben sich vor allem durch den Einsatz effektiver Fertigungsverfahren, wie sie im Bereich Automotive eingesetzt werden.

Der ENFORCER soll schultergestützte infanteristische Wirksysteme ergänzen und sehr präzise gegen ein breiteres Zielspektrum wirken. Das Konzept entstand unter Berücksichtigung von Einsatzerfahrungen der Bundeswehr und weiterer befreundeter Streitkräfte. Diese ließen den Bedarf an einer kleinen, leichten, preiswerten und von einem Mann zu bedienenden Präzisions-Mehrzweckwaffe erkennen.

RESUS Solid Gasgeneratoren

Mit dem leistungsstarken und reaktionsschnellen Rettungssystem RESUS-Solid von Airbus Defence & Space kommen getauchte U-Boote im Notfall schnell an die Oberfläche.

Für den Gasgenerator des Systems hat die Bayern-Chemie den Festtreibstoff, die Thermalisolation und den Anzünder entwickelt. Die große Herausforderung war die Entwicklung eines Treibstoffs, der ein ungiftiges, nicht brennbares und wasserstofffreies Gas erzeugt welches sich nicht in Wasser lösen lässt.

Untergebracht in den vorderen und hinteren Hauptballasttanks, können die Gasgeneratoren bis zu 10 Jahre wartungsfrei im Einsatz bleiben, bevor sie überholt werden müssen – auch das übernimmt die Bayern-Chemie. Seit 2001 produziert die Bayern-Chemie die RESUS-Solid Gasgeneratoren in Serie.

RESUS Solid Systeme kommen in U-Booten der Klassen 212A und 2014 zum Einsatz.

© thyssenkrupp Marine Systems GmbH

Gasgeneratoren für Lenkflugkörper

Bis heute hat die Bayern-Chemie über 10.000 Gasgeneratoren verschiedener Lenkflugkörper gewartet und erneuert, unter anderem für die Lenkflugkörper ASPIDE und SIDEWINDER.

ASPIDE von MBDA ist eines der weltweit leistungsstärksten Boden-Luft-Lenkflugkörpersysteme. Es verfügt über einen Gasgenerator, der die elektro-hydraulischen Komponenten mit elektrischer Energie versorgt, die mittels einer durch Heißgas betriebenen Turbine gewonnenen wird.

Der AIM-9 SIDEWINDER ist ein Luft-Luft-Lenkflugkörper kurzer Reichweite mit Infrarotsuchkopf. Der Gasgenerator versorgt die Servomotoren des Leitwerks mit Energie.

 

Raumfahrt

Unsere besonderen Fähigkeiten und unser Know-how auf dem Gebiet der Staustrahl- und Raketenmotoren machen uns zu einem kompetenten und verlässlichen Partner in Raumfahrtprojekten von heute, morgen und übermorgen.

Seit über 60 Jahren entwickeln und produzieren wir Antriebssysteme in internationalen Projekten. Diese Erfahrung verleiht uns die Fähigkeit zukunftsweisende Raumfahrtantriebe schnell und nachhaltig zur Marktreife zu bringen.

SABRE

Seit 2014 ist die Bayern-Chemie Projektpartner von Reaction Engines Ltd. UK bei der Entwicklung des SABRE (Synergetic Air Breathing Rocket Engine). SABRE ist unter anderem als Antriebssystem für SKYLON, eines sog. Single Stage to Orbit (SSTO) Trägersystems für den Weltraumtransport vorgesehen. Ein solches System kann wie ein Flugzeug von einer normalen Rollbahn aus starten, in den Weltraum fliegen, dort seine Mission ausführen und danach wieder wie ein Flugzeug landen. Um dies zu ermöglichen, kombiniert SABRE verschiedene Antriebstechnologien in einem Antriebssystem. Dabei kommt auch ein Staustrahlantrieb zum Einsatz, für den die Bayern-Chemie Schlüsselkomponenten entwickelt und testet. Dazu gehören der Lufteinlauf, das Bypass System und die Staustrahl-Brennkammern.

Gerade der Staustrahlantrieb trägt zur deutlichen Effizienzsteigerung des SABRE bei. Da er während des Flugs innerhalb der Erdatmosphäre für die Verbrennung den Sauerstoff aus der Umgebungsluft und nicht aus mitgeführten Tanks nutzt, ergibt sich eine deutliche Gewichts- und Volumenreduktion im Vergleich zu konventionellen Trägerraketen.

De-Orbiting

Schon heute ist die stetige Zunahme von Weltraumschrott in verschiedenen Umlaufbahnen ein ernstes Problem für Satelliten, die Internationale Weltraumstation ISS und letztlich auch die Bevölkerung auf der Erde. Die Gefahr von Kollisionen steigt stetig.
Doch spätestens wenn zum Ende dieses Jahrzehnts die geplanten Megaconstellations – große Netze massengefertigter und kostengünstiger Satelliten in niedriger Umlaufbahn – realisiert werden sollen, stehen die Satellitenbetreiber vor enormen Herausforderungen.
Sie müssen Kollisionen von im Orbit befindlichen Systemen mit Weltraumschrott vermeiden, um zuverlässig, wirtschaftlich und vor allem sicher arbeiten zu können. Dazu gibt es bereits verschiedene Ansätze:
Einerseits müssen große Schrottteile wie z.B. ausgebrannte Raketenstufen oder inaktive Satelliten zurückgeholt werden.
Andererseits wird es notwendig sein, zukünftige Satelliten mit einem System auszustatten, das die kontrollierte Rückkehr des Satelliten nach dessen Einsatzdauer sicherstellt.
Für solche De-Orbiting-Missionen entwickelt und produziert die Bayern-Chemie Feststoff-Raketenmotoren mit den bekannten Vorteilen:

  • einfaches und robustes Design
  • kostengünstige Herstellung
  • Möglichkeit zur modularen Erweiterung
  • einfache und sichere Handhabung
  • Unempfindlichkeit ggü. Weltraumstrahlung

Aktuell liefert Bayern-Chemie z.B. Feststoffmotoren für Kleinsatelliten an die Firma D-Orbit in Italien.

Antriebe mit gelförmigen Treibstoffen

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der Bayern-Chemie sind Raketenantriebe, die gelförmige Treibstoffe verbrennen.

Sie vereinen die Vorteile von Raketenmotoren mit flüssigen Treibstoffen – also Regelbarkeit, Wiederzündbarkeit und lange Brenndauern – mit der einfachen und sicheren Handhabung, die Raketenmotoren mit festen Treibstoffen auszeichnet.

Damit bieten Raketenantriebe mit gelierten Treibstoffen vor allem in der Raumfahrt enorme Vorteile und sind so eine hervorragende Alternative zu Raketenmotoren, die mit dem gefährlichen und hochgiftigen Hydrazin betrieben werden.

So bietet sich eine Vielzahl möglicher Anwendungsfelder für einen Raketenmotor mit gelförmigem Treibstoff. Denkbar ist beispielsweise der Einsatz in Forschungs- und Trägerraketen sowie Landesystemen.